Ich esse ein Ei – Übersetzung

Eine Übersetzung aus dem Französischen

Ich esse ein Ei ist eine Übersetzung des Originalwerks Je mange un œuf (1997) von Nicolas Pages.

Es ist ein Buch über Sex, Lust, Homosexualität und das alltägliche Leben. Ohne Scham, ohne Idealismus, ohne Wertung, stiftet es literarische Unruhe. Ich esse ein Ei stellt sich der Vergänglichkeit entgegen, hangelt sich von Handlung zu Handlung und führt uns damit die Endlichkeit um so mehr vor Augen. Unverrückbar und akut wird am Jetzt festgehalten und dies ist das eigentlich heroische daran. Weil Nicolas Pages aus eigener Erfahrung weiss, wie kostbar das Leben ist, gibt es Je mange un œuf. Ich esse ein Ei gibt es, weil ich das Buch für eine Entdeckung halte und deshalb ins Deutsche übersetzte.

Auszug aus Ich esse ein Ei / Je mange un œuf
Gelesen von Sascha J. Dorn und Samuel Macherel
Video von Sascha J. Dorn
Mix und Sounddesign von nik panique

Davon handelt Ich esse ein Ei

Die Geschichte spielt im Jetzt. Einem Jetzt, das klar der Vergangenheit angehört, dessen Themen wie beispielsweise Gender-Identität aber äusserst aktuell und von hoher Relevanz sind. Auch aus historischer und soziologischer Perspektive ist Nicolas Pages Buch ein wichtiger Beitrag zur aktuellen Debatte, beschreibt es doch die Anfänge einer Bewegung, die bis heute brisant ist.
In seiner Zeit war es ein Wagnis, Homosexualität zum Thema zu machen: Erst sieben Jahre vor der Erstveröffentlichung des Buches war Homosexualität von der Weltgesundheitsorganisation WHO von der Liste psychischer Krankheiten gestrichen worden. Menschen wie der Autor von Je mange un œuf, Nicolas Pages, läuteten eine neue Ära ein.

Die Dringlichkeit Nicolas Pages, das Erlebte festzuhalten, speist sich aus seiner – in Je mange un œuf nie klar benannten – „Krankheit“. Aus dem Kontext und unter Zuzug weiterführender Literatur wird klar, dass es sich dabei um eine HIV-Infektion handelt.
Am 1. Dezember 1981 wurde Aids als eigenständige Krankheit anerkannt, doch erst 1997, im Entstehungsjahr des Romans Je mange un œuf, sinkt zum ersten Mal die Zahl der jährlichen Aids-Toten.
Vermutlich wird das Virus bei Pages erst kurz vor Beginn der Arbeit am Buch festgestellt und hat damit direkten Einfluss auf dessen Entstehen. Indem Pages sein Jetzt schriftlich festhält, kämpft er gegen die Diagnose, die Vergänglichkeit, an und schafft so ein Werk, das über seinen Tod hinaus bestand haben sollte. Er hatte, in Anbetracht der damaligen medizinischen Situation, nicht damit gerechnet, dass er mit dem Virus würde leben und weiterarbeiten können.